top of page

Über Sterben, Tod und Trauer

Mit meinem Wissen und meinen Verständnis von heute hätte ich mir gewünscht über das Thema Tod und Sterben mit meinem Eltern gesprochen zu haben. Aber es kam fast nie, und wenn dann nur sehr kurz zu Gesprächen über diese Themen.

Mein Vater hatte Angst vor dem Tod und wollte nicht einmal annähernd in diese Richtung denken. Er hatte sich vorgenommen 120 Jahre alt zu werden und mit seinen Enkelkindern in einer Kneipe Bier trinken zu gehen. Mit 77 Jahren ist er nach einer sehr aggressiven Form von Parkinson stocksteif seit 3 Jahren ans Bett gefesselt (und das die meiste Zeit bei klarem Verstand) gestorben.

Ich saß oft an seinem Bett und habe ihm im stillen gewünscht, dass er gehen kann, und auf der anderen Seite wollte ich ihn um nichts in aller Welt verlieren.

Gegen Ende sah es so aus, als wenn irgendetwas ihn davon abhält zu gehen. Er hat sich immer ein klärendes Gespräch zwischen meinem Bruder und sich gewünscht, aber das kam leider nie zustande.

Am 28.07.2012 habe ich den 1. Reiki Grad erworben. Es war interessant, aber ich wußte, dass ich es nicht isoliert anwenden werden. Eventuell wollte ich es in meine Arbeit einfließen lassen. Ich war an dem Abend sehr unruhig und konnte in der Nacht keine Ruhe finden, so dass ich zu einem Tranquilizer griff. Die Unruhe blieb. Aber dann hatte ich plötzlich das Bedürfnis mich aufzusetzen und meine Hände zu einer Schale zu formen. Ich hielt die Handschale vor mein Herz und sagte leise „ich schicke dir Licht und Liebe für den Übergang“. Meine Hände wurden heiß und es war so, als wenn eine Kerze aus ihnen leuchten würde. Eine Stunde lang saß ich so im Bett und sprach in dieser Haltung zu meinem Vater, der 700km weit entfernt in seinem Bett lag. Irgendwann bin ich dann doch eingeschlafen. Früh am Morgen weckte mich das Telefon, das ich zu dieser Zeit immer an meinem Bett liegen hatte. Meine Mutter rief mich an um mir zu sagen, dass es nun soweit sei und mein Vater sterben würde. Eine Stunde später hatte er es geschafft.

In dieser ganzen Zeit des langsamen Sterben meines Vaters hätte ich mir eine Begleitung für uns alle gewünscht. Aber ich kam damals gar nicht auf die Idee nach einer Sterbebegleitung zu suchen.

Meine Mutter ist 6 Jahre später während ihres Urlaubs tot umgefallen. Von jetzt auf gleich. Im Nachhinein gab es Hinweise und Zeichen, aber ich habe sie ignoriert. Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass wir darüber gesprochen hätten wie sie im Sarg liegen möchte. Was sie tragen möchte. Wie sie aussehen soll. So etwas kann in einer spirituellen Patientenverfügung alles festgehalten werden. Aber wir haben nie darüber gesprochen. Ich wußte, wo ihr letzter Wille liegt und das war es auch schon.

Am 19.02.2023 haben Bettina-Suvi Rode und ich in unserem Soul Talk genau über diese Themen gesprochen. An unserer Seite waren Susanne Schlenker und Kristin Eklöh. Susanne ist unter anderem Sterbebegleiterin und hat uns von ihren Erfahrungen erzählt und geschildert mit was für einer wundervollen Art sie Sterbende und deren Familien begleitet. Sie hat ihre eigene Methode entwickelt und geht den Weg ganz liebevoll und individuell an der Seite der Betroffenen. Bettina meinte im Laufe des Gespräches, dass Sterbebegleiter eigentlich Übergangsbegleiter sind. Weil das Sterben der winzige Moment zwischen dem einen Atemzug und dem anderen Atemzug auf der anderen Ebene ist. Und bis zu diesem Moment können Übergangsbegleiter Sterbende begleiten. Was für ein tröstlicher Gedanke..

Kristin ist Bestatterin mit einem riesigen Herz. Sie versucht für die Trauerfeier und Beerdigung alles möglich zu machen was möglich ist, damit der Abschied ein sehr schöner Abschied wird. Die Trauerfeier ist oft der aktive Beginn des Trauerprozesses und wirkt sich nicht unerheblich auf diesen aus.

Was bei unserem Gespräch sehr deutlich wurde ist, dass es wichtig ist sich mit seinem eigenen Tod auseinanderzusetzen. Sich zu überlegen wo man wie beerdigt werden möchte. Es ist auch wichtig sich zu überlegen wo man sterben möchte und wie auf gar keinen Fall (sofern wir dann Einfluss darauf haben).Auch für die Angehörigen ist es wichtig über diese Themen zu sprechen. Es sind oft sehr emotionale Gespräche, aber sie lassen Familien auch sehr eng zusammenrücken. Die Kinder wissen dann klar was die Eltern sich wünschen und die Eltern wissen zum Beispiel ob den Kindern ein Grab zum Besuchen wichtig ist oder nicht.

Auch sollten offenen Themen, Geheimnisse geklärt werden. Sie können ein sanftes Übergehen verhindern, wie bei meinem Vater, der noch lange am Leben festgehalten hat. Es ist ohnehin wichtig eine gute Kommunikation in Familien anzustreben. Das ist nicht immer einfach. Aber je mehr Themen gemeinsam geklärt werden können, desto einfacher wird es sein eines Tages loszulassen und es ist auch anders zu trauern. Dann kann die Familie vorwurfsfrei trauern, ohne sich über nicht geklärte Themen, über unausgesprochenes Vorwürfe zu machen.

Es ist mir ein Herzensanliegen, dass wir die Themen Sterben, Tod und Trauer in unser Leben holen, denn je mehr wir uns damit auseinandersetzen, desto lebendiger und leichter wird das Leben.

Den Soul Talk zu diesem Thema kannst du dir hier anschauen:


Alles Liebe für dich

Deine Imke


Aktuelle Beiträge

Alle ansehen
bottom of page